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BESCHAFFUNGSMÖGLICHKEITEN

Sie haben die Entscheidung getroffen, verstärkt auf nachhaltige Baumwolle zu setzen, aber wie garantieren Sie, dass die Baumwolle wirklich nachhaltig ist? Woher wissen Sie, dass die von Ihnen erworbene Baumwolle alle Ansprüche an Nachhaltigkeit erfüllt?

In diesem Abschnitt des Leitfadens finden Sie detaillierte Informationen über die verschiedenen Nachhaltigkeitsprogramme und Rückverfolgbarkeitsmodelle. Außerdem informiert Sie der Abschnitt über Werkzeuge und Ressourcen zur Entwicklung einer Baumwollbeschaffungsstrategie für Ihr Unternehmen.

Nachhaltigkeitsprogramme wie Bio-Baumwolle, Fairtrade- Baumwolle oder Better Cotton sind aufgrund lückenhafter nationaler bzw. nicht vorhandener globaler Rechtsvorschriften, des starken Drucks von NGOs und Basisbewegungen sowie eines wachsenden Verbraucherbewusstseins entstanden. Marken, die die Nachhaltigkeit ihrer Produkte nachweisen wollen, setzten zur Qualitätssicherung zunächst auf unabhängige Standards.

Heute gibt es mehr Programme, Normen und Codes als je zuvor. Dies ist auf ein wachsendes Bewusstsein von Markenunternehmen für eine nachhaltige und ethische Produktion sowie neue Gesetze zurückzuführen – hierzu zählen der Modern Slavery Act (2015) in Großbritannien, der California Transparency in Supply Chains Act (2010) in den USA, die Proposition de Loi in Frankreich (Wachsamkeitspflicht der Unternehmen) und das niederländische Gesetz über das Verbot von Kinderarbeit „Wet Zorglichtp Kinderarbeid“.

Außerdem ist die Reichweite der Programme für nachhaltige Baumwolle größer geworden. Unternehmen verwenden heute Standards, mit denen einzelne, mitunter auch alle der folgenden Punkte in ihrer Lieferkette für Baumwolle überprüft werden können:

Umweltthemen wie eine verantwortungsbewusste Wassernutzung und die Verwendung von Pflanzenschutz- und Düngemitteln sowie die Pflege der Bodengesundheit.

soziale Themen wie z. B. die Stabilität der Gemeinschaft.

wirtschaftliche Themen wie Armut und Verschuldungszyklen der Erzeuger.

Worin besteht der Unterschied zwischen Standards, Codes und verschiedenen Qualitätssicherungsmodellen?

Nachhaltigkeitsprogramme können in verschiedene Kategorien eingeteilt werden. Diese Programme variieren je nach dem Grad der Sicherheit und Sorgfalt, der von den Teilnehmern verlangt wird. Detaillierte Informationen zu den verschiedenen Nachhaltigkeitsprogrammen für Baumwolle finden Sie hier.

Ein Standard ist eine vereinbarte Vorgehensweise. Dies kann die Herstellung eines Produkts, die Steuerung eines Prozesses, die Erbringung einer Dienstleistung oder auch die Lieferung von Material betreffen. Standards können ein breites Spektrum an Tätigkeiten von Organisationen abdecken; sie werden von Produzenten, Unternehmen, Regierungen, Finanzinstituten und Verbrauchern angewendet.

Nachhaltigkeitsstandards sehen eine freiwillige, unabhängige Bewertung vor. Sie bewerten die Leistung anhand einer Reihe von Kriterien, die bewährte soziale oder ökologische Praktiken in einer Branche oder für ein Produkt widerspiegeln. Auf diese Weise können Standards dazu beitragen, nachhaltige Produkte oder Verfahren von nicht nachhaltigen Produkten oder Verfahren zu unterscheiden. Außerdem fördern sie bessere Produktionspraktiken und optimieren auf lange Sicht die Nachhaltigkeit. In diesem kurzen Video der ISEAL Alliance erfahren Sie mehr über dieses Thema.

Produkt- gegenüber Prozess-Standards.

Bei Produktstandards geht es um die Eigenschaften eines Produkts; bei Prozessstandards geht es darum, wie ein Produkt hergestellt wird (aber nicht unbedingt um die Eigenschaften des Endprodukts). In der Landwirtschaft sind die meisten Sozial- und Umweltstandards Prozessstandards.

Prozessstandards

Prozessstandards können weiter unterteilt werden in „Managementsystem-Standards“ und „Leistungsstandards“. Die Standards für Managementsysteme legen Kriterien wie eine Dokumentationspflicht oder Überwachungs- und Bewertungsverfahren fest. Leistungsstandards legen überprüfbare Anforderungen fest – hierzu zählen z. B. die Verfügbarkeit bestimmter Pflanzenschutzmittel oder der Zugang zu sanitären Einrichtungen am Arbeitsplatz.

Beispiele: Better Cotton, Fairtrade, Bio-Baumwolle, CmiA und myBMP

Codes für die Baumwollindustrie werden von Unternehmen oder Verbänden mit dem Ziel verfasst, ihr eigenes Handeln und das Handeln ihrer Lieferanten in Einklang mit ihren Werten und Standards zu bringen. Codes können eine wichtige Rolle in der Branche spielen, insbesondere für Unternehmen, die eine Due Diligence-Prüfung in Kombination mit einem individuellen Konzept für die Beschaffung von nachhaltiger Baumwolle durchführen wollen.

Diese Codes funktionieren so ähnlich wie Standards, sind aber häufig nicht mit einem unabhängigen Überprüfungssystem verknüpft. Codes optimieren die Einheitlichkeit der Bewertung auf Unternehmens- oder Branchenebene und legen die Mindestanforderungen fest, die bei in der Nachhaltigkeits-Berichterstattung zu erfüllen sind.

Beispiele: REEL Cotton (Cotton Connect)

Der Wert von Standards und Codes liegt zum Teil darin, dass sie als Werkzeug zur Leistungsbewertung verwendet werden können. Dieser Bewertungsprozess wird als „Qualitätssicherung“ bezeichnet, wobei die verschiedenen Nachhaltigkeitsprogramme unterschiedliche Modelle der Qualitätssicherung verwenden. Die wesentlichen Unterschiede dieser Modelle ergeben sich daraus, inwieweit der Gutachter vom Betrieb oder vom Käufer abhängig ist und wie streng, wie häufig und nach welchem Mechanismus bewertet wird. Die Art der Angaben, die ein Unternehmen bei der Beschaffung zertifizierter Produkte machen kann, wird durch das Qualitätssicherungsmodell des von ihm gewählten Nachhaltigkeitsprogramms beeinflusst.

Die meisten Nachhaltigkeitsstandards beinhalten einen Prüfprozess, der häufig als „Zertifizierung“ bezeichnet wird. Bei einer Zertifizierung durch Dritte bzw. eine unabhängige Partei besteht kein direktes Interesse an der wirtschaftlichen Beziehung zwischen dem Lieferanten und dem Käufer. Komplexer wird es, wenn eine Zertifizierungsstelle mehr als einen Teil der Wertschöpfungskette abdeckt. Die Erstprüfung ist in der Regel eine Selbstbewertung; bei der Zweitprüfung prüft ein Käufer, ob ein Lieferant sich an einen bestimmten Standard hält.

Die Zertifizierung durch Drittanbieter ist insbesondere in der Mitte der Lieferkette eine bewährte Praxis. Dabei stellt die Zertifizierungsstelle eine schriftliche Bestätigung darüber aus, dass ein Produkt, ein Prozess oder eine Dienstleistung bestimmten Standards entspricht. Die Prüfung durch zweite Parteien wird häufig auf Ebene landwirtschaftlicher Betriebe eingesetzt und gilt als zuverlässig.

Wenn ein landwirtschaftlicher Betrieb von einem Drittanbieter zertifiziert wurde, kann diese Bestätigung in der gesamten Lieferkette kommuniziert und genutzt werden. So kann ein Einkäufer einem unabhängig zertifizierten Lieferanten mehr vertrauen als einem Lieferanten, der sich „selbst zertifiziert“.

Zertifizierungsstelle

Die Zertifizierungsstelle ist die Organisation, die Zertifizierungen vornimmt. Die Zertifizierungsstelle führt die Prüfung entweder selbst durch oder beauftragt einen Prüfer beziehungsweise eine Kontrollstelle. Die Entscheidung zur Ausstellung des Zertifikats bzw. die Erteilung der schriftlichen Zusicherung beruht auf einem Prüfbericht, der auch durch andere Informationsquellen ergänzt werden kann.

Bei Nachhaltigkeitsprogrammen führen oft mehrere Zertifizierungsstellen die Leistungsbewertungen durch. Hierdurch soll gewährleistet werden, dass diese Stellen ihre Arbeit kompetent, beständig und unparteiisch erledigen. Zu diesem Zweck können sie sich an Akkreditierungs- oder Aufsichtsbehörden wenden. Diese Behörden prüfen sozusagen die Prüfer.

Somit bietet die Akkreditierung eine weitere Sicherheit dafür, dass das Nachhaltigkeitsprogramm ordnungsgemäß und effektiv funktioniert. Im Falle der freiwilligen Standards der International Federation of Organic Agriculture Movements (IFOAM), die über die gesetzlichen Anforderungen hinausgehen, wird akkreditiert, dass die betreffenden Zertifizierungsstellen auch diese Standards zertifizieren können. In diesem Fall weiß der Käufer, dass eine bei der IFOAM akkreditierte Zertifizierungsstelle bestimmte soziale und wirtschaftliche Kriterien überprüfen muss, – im Gegensatz zu einer nicht akkreditierten Zertifizierungsstelle.

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